Coromandel – Hot Water Beach und Cathedral Cove
Stephan | 6. Januar 2012 | 22:41Machen wir einfach mal nahtlos weiter.
Am späten Nachmittag kommen wir am Hot Water Beach an. Der heißt so, weil man an einer bestimmten Stelle bei Ebbe buddeln kann, und dann steigt von einer heißen Quelle (wir sind ja in aktivem vulkanischem Gebiet) heißes Wasser auf. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Kurz vorher fahren wir am Surfbeach vorbei, und von oben an der Straße können wir über den Parkplatz auf die Wellen und eine kleine Horde Surfer schauen. Sieht nach guten Bedingungen für die Bodyboards aus! Im Ort ergattern wir einen Rasenparkplatz, springen in die Neos und joggen an den Strand. Es kommen ziemlich gleichmäßige Wellen von der vorgelagerten Sandbank aus am Strand an. Super zum surfen lernen, zum bodyboarden leider ein wenig zu zahm und somit etwas langweilig. Aber wir haben trotzdem Spaß, wir sind ja nicht pingelig.
Nach einer Weile wird dann den Sensationshungrigen am Strand auch noch etwas geboten (Details haben wir dann später aus der Zeitung erfahren): 2 Schwimmer sind wohl in eine Unterströmung geraten, und kurz vorm Ertrinken von anderen Schwimmern und Surfern an Land gerettet worden. Einer wurde, leblos, von einer Krankenschwester wiederbelebt, der andere war noch gerade so bei Bewußtsein. Die Krankenwagen kamen mit ordentlich Verspätung an, weil sie erstmal nicht zum Strand, sondern zum nahen Zeltplatz gefahren sind (trotz Telefonkontakt mit Passanten). Der Rettungshubschrauber ist am Surfbeach gelandet (trotz einer einstimmig in die andere Richtung winkenden Menge), so das die Ärzte 200m zum anderen Strand joggen mußten. Beide sind dann nach Auckland geflogen worden, und nach 2 Tagen durften sie wieder nach Hause. Glück gehabt!
Was uns an der Sache im Nachhinein zu denken gibt ist, das wir trotz diverser vergangener Erste Hilfe Kurse nicht so recht gewußt hätten, wie man mit ertrinkenden Leuten umgeht.
Naja, nach der Aufregung organisieren wir uns eine Schaufel – es gibt natürlich einen Verleih. Denn was wir nicht wussten ist, das man sich nicht einfach so irgendwo am Strand eine kleine Kuhle gräbt und dann sein privates Warmbad hat. Nee, es gibt eine Stelle. Wo natürlich alle buddeln. Stellt euch vor, man sagt 100 Leuten: “Da hinten bei dem Felsen ist ein Goldtaler verbuddelt. Hier sind die Schaufeln.” Dann habt ihr so ungefähr das Bild, das sich uns bot. Jeder fängt an, seinen Claim abzustecken, in der Hoffnung auf warmes Wasser. Einige haben sofort Glück. Wir nicht. Also steigen wir bei einem anderen deutschen Paar mit ein. Sitzen auch schon ein paar mehr Leute im Pool. Wichtig ist auch, die Mauer zum Meer hin hochzuziehen. Denn ab und an rollt noch mal eine Welle rein, und dann ist ganz schnell Essig mit dem warmen Wasser. Und wie sollte es anders sein, mit den ganzen kleinen und großen Pools mit instabilen Wänden ergibt sich mit der Zeit – ausgehend vom Pool mit dem heißesten Wasser – ein einziger großer Pool. Tja, hätte man auch gleich zusammenarbeiten können.
Irgendwann – ok, das ist nicht ganz korrekt. Mehr oder weniger zu dem Zeitpunkt, als sich immer mehr faule Schaulustige, darunter auch 3 kunstvoll geschminkte 16jährige Chicas im Leopardenprintbikini, ins gemachte Nest drängen, machen wir uns vom Acker.
Wir schnacken am Parkplatz noch mit den anderen Deutschen, welche sich einen fetten Camper mit Dusche gekauft haben, darüber, das es ja so schwierig sei, einen kostenlosen Platz zum stehen zu finden. Sie wurden schon oft weggeschickt. Auf Coromandel ist es besonders schlimm, da gibt es dann gerne mal gleich 200 NZD Strafe. Eigentlich albern wenn man mit eigenem Klo und Dusche auf einem Strandparkplatz steht. Oder wenn es eine öffentliche Toilette und Mülleimer vor Ort gibt.
Wir stellen uns erstmal auf den Parkplatz am Surfbeach und kochen uns was feines. Wie gut das wir Karls 2-flammigen Gaskocher dabei haben, das erleichtert die Sache doch erheblich. Als dann gegen 2200 immer noch Autos dort stehen, und sogar einige mit Schlafsack zum Strand runter marschieren, richten wir uns auch häuslich ein. Und werden am nächsten Morgen um 0600 unsanft durch klopfen aus dem Schlaf gerissen. Ein mürrischer Typ hält einen Ausweis ans Fenster und erklärt uns barsch, wir hätten 5min, um uns vom Acker zu machen, sonst kostet es 200 NZD für campen auf öffentlichem Gelände.
Wir wollten zwar eh früh Richtung Cathedral Cove aufbrechen, aber so früh? Natürlich, welche Überraschung, regnet es auch mal wieder ordentlich. Und leider leckt es auch mal wieder genau überm Lenkrad rein. Also mit der einen Hand lenken und mit der anderen oben am Dachhimmel abtupfen. Dafür sind wir dann fast die ersten auf dem Parkplatz direkt dort, wo der Fußweg zur Cove losgeht. Wir zurren unser blaues Tarp überm Autodach fest um nicht als Aquarium zu enden, ziehen Regenjacke und Badehose an und gehen im Regen runter zum Strand. Cathedral Cove ist ein großer Felsbogen, welcher bei Ebbe zugänglich ist und 2 Strände verbindet. Als wir nach 30min unten ankommen ist weit und breit niemand zu sehen, und der Regen hat auch aufgehört. Fein, so mögen wir das. Mal ohne Tourimassen unterwegs sein. Prompt finden wir auch noch Treibgut: 2 Rugbybälle, einen Fußball, ein Badehandtuch und einen Bikini. Wir nehmen die Rugbybälle und das Badehandtuch mit und lassen den Rest für den nächsten Finder da.
Zurück am Parkplatz kommen wir gerade rechtzeitig an, um zu sehen, wie jemand interessiert unter der Plane ins Auto lugt. Es stellt sich heraus, das es der gleiche Ranger ist, der uns früher am Morgen vom Surfbeach verjagt hat. Er ist eigentlich ganz nett, und wir plauschen noch ein wenig. Er erklärt uns, das er die Leute lieber wegschickt anstatt Knöllchen zu verteilen. So kann er nach 10 min wiederkommen und in sein Buch schreiben ‘keine Camper vorgefunden’. Leben und leben lassen.